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Fahrradportrait: Hanna (52)

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"Ich war extra in Münster, weil das ja so gut sein soll. Da ist das wirklich schon ganz gut gemacht, aber Köln schlägt im Prinzip jeden Ort, den ich bis jetzt gesehen habe."
- Hanna (52) -

Du bist auf einer Radreise durch Deutschland. Warum hast du dich auf diese Tour begeben? 

Ich habe angefangen mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Das sind 20 km und das konnte ich nicht schaffen. Deshalb habe ich mir ein E-Bike gekauft und bin ein Dreivierteljahr damit zur Arbeit gefahren. In der Zeit hat sich die Situation für Radfahrer auf der Strecke verschlechtert. Es wurden die Vorfahrtsregeln geändert und die roten Überwege weggefräßt. Da habe ich gesagt das kann so nicht weitergehen.

Du bist radverkehrspolitisch aktiv. Wo liegen für dich in Deutschland die größten Probleme beim Radverkehr? 

Das ist regional total unterschiedlich. Bei uns in Norddeutschland gibt es ganz viele Radwege, auch an den Bundesstraßen. In den Städten gibt es sehr wenige.  Die großen Städte unterscheiden sich nur darin, dass sie entweder ein gutes Radfahrkonzept haben oder sie haben keins. Aber dabei spielt die Region keine Rolle.

Deine Tour soll also darauf aufmerksam machen, dass Radfahrende bessere Bedingungen brauchen?

Ja, genau. Zum Beispiel ist mir sehr stark aufgefallen, dass Fußwege freigegeben sind für Radfahrer und so ausgestaltet, dass es für den Autofahrer den Eindruck vermittelt, dass es sich um einen Radweg handelt, wodurch der Radfahrer massiv gefährdet ist, der sich jetzt vorschriftsgemäß auf der Straße befindet.

Gibt es auch besonders positive Beispiele? Wo kann man in Deutschland richtig schöne Ecken zum Radfahren entdecken und wo wird viel für den Radverkehr getan?

Wenn man touristisch fahren will, gibt es das eigentlich überall in Deutschland an den Flüssen. Wenn man einfach so als Radfahrer zur Arbeit fahren will,  hat man ja nicht die Wahl, wo man fahren will. Und da ist man in Norddeutschland eigentlich ganz gut aufgestellt, während das in den bergigen Regionen sehr schlecht ist, da gibt es fast überhaupt keine Radwege.

Gibt es eine Stadt deren Radinfrastruktur besonders gut ist?

Ich war extra in Münster, weil das ja so gut sein soll. Da ist das wirklich schon ganz gut gemacht, aber Köln schlägt im Prinzip jeden Ort, den ich bis jetzt gesehen habe. Vor allem auch das Verhalten de Autofahrer. Die Autofahrer nehmen da sehr viel Rücksicht auf die Radfahrer.

5.000 km soll deine Strecke ja lang werden, du bist jetzt bei knapp über der Hälfte. Welche Städte hast du denn jetzt schon gesehen, was kommt noch und gibt es etwas, worauf du dich besonders freust?

Ich bin von der Lüneburger Heide aus Richtung Westen gestartet und bin dann so im Zickzack nach unten bis in den Schwarzwald. In Stuttgart bin ich gewesen, Stuttgart sieht auch nicht so gut aus für Radfahrer. Dann über Nürnberg bis Dresden, von Dresden aus bin ich dann hierher gekommen über Bitterfeld und Grimma. Weiter geht’s über Berlin.

Bei der Tour hast du sicher einiges erlebt. Gibt es ein paar besonders skurrile, witzige oder denkwürdige Ereignisse, die du nicht mehr vergessen wirst?

Ja aber so viel Zeit haben wir nicht. (lacht)  Ich bin schon mal von Leuten einfach angesprochen worden und zum Kaffee eingeladen worden Man hatte dann ein nettes Gespräch. Das finde ich immer sehr, sehr gut. Ich schlafe unheimlich viel bei Arbeitskollegen von der DRA die mir angeboten haben zu übernachten oder nutze Couchsurfing und da hat man auch ganz tolle Gespräche. Negativ muss ich sagen, dass ich in den ersten zwei Wochen drei Stürze hatte und der eine Sturz war ziemlich massiv war, weil ich in Bahnschienen gekommen bin. Dabei handelt es sich auch um ein Problem der Infrastruktur, weil an dieser Stelle die Bahnschienen diagonal zur Fahrbahn verliefen und Radfahrer, Fußgänger von beiden Seiten im Gegenverkehr nur einen Meter Breite zur Verfügung hatten. Da muss man ausweichen und dann passiert eben sowas mit voll beladendem Rad. Ich war grün und blau vom Scheitel bis zur Sohle.

So eine Tour ist ja nicht ganz einfach und nicht günstig, wie kann man dich denn unterstützen?

Finanziell kann man mich unterstützen, ich habe Facebook eine Spendenaktion gestartet, hat noch keiner was gespendet. Es ist auch tatsächlich so, dass ich mich selbst krankenversichern muss. Das kostet auch 380€ im Monat. Das ist finanziell ein hoher Aufwand. Aber für mich ist es eben auch wichtig, etwas zu erreichen. Und wenn man Normalo on bike eingibt kann man mich auch finden über Google. Ich bin auf Facebook, YouTube und habe meinen Blog. Da kann man sich auch informieren über die Fortschritte und was mir aufgefallen ist.

Hast du noch einen Tipp, wo
man in Deutschland unbedingt Radfahren sollte?
 

Optisch sehr schön fand ich Haigerloch. Das liegt am Rad des Schwarzwaldes. Aber für Radfahrer ist das natürlich ordentlich bergig. Aber es gibt dort einiges an Wegen. Der Weser Radwanderweg ist auch sehr schön, wenn man Radwanderen will, sowie der Elberadwanderweg und der Mulderadwanderweg.

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